Besuch bei einem alten Freund
im Pflegeheim, das viel vereint,
gebaut auf eh´mals Gartengrund
wie´s halt so geht
zu jeder Stund.
Auf der and´ren Straßenseite
Rest der Simmeringer Weite:
Man am Rand der Äcker steht,
Glashausstadt mit Beet an Beet,
Kraut, Kohlrabi, Paradeis,
Kohl und Gurken, anderweis -
Gemüse, das wir alle lieben
und noch Vieles gab´s hienieden!
"Servus Lambert Hewera" -
mit dem Radl ist er da,
zweiundachtzig Jahre schon
ist er alt, der Gärtnersohn.
Hier geboren, hier zu Haus
kennt er sich wie keiner aus:
Kennt die Scholle, jedes Beet,
jedes Glashaus -
das noch steht.
Karge Zeiten, schlimme Jahre -
manchen sah er auf der Bahre -
fünfundvierzig - Kriegeswirren -
(wie die Menschen
sich so irren)
als die Amis bombardierten
und die Russen
einmarschierten!
Wie ein Hurrikan . . . vorbei -
im Kopf: Gemüse-Allerlei!
Wiederaufbau: Viele Hände
machten dieser Not ein Ende!
Wien ist hungrig auf Gemüs´-
diese Zeit die beste ist!
Doch das Zeitenrad sich dreht -
nun die Wirtschaft runter geht:
Der Grund schon der Gemeinde g´hört -
nix mehr ist Gemüse wert!
Kommt aus weit entfernten Orten
aus Europa - alle Sorten,
prächtig grün und superrot -
für den Gärtner hier . . . der Tod!
Tristes Bild in Simmering,
wo ich meine Story fing
und den netten Gärtner traf,
der von alten Zeiten sprach . . .
Nebenan ganz neues Leben:
Klosterneuburg lässt hier streben.
Riesengründ`gehörn dem Stift;
der Pächter an der Arbeit ist.
In musikbeschallten Hallen
setzt er Früchte, die gefallen . . .
Neubeginn nun mit Exoten -
mit den grünen oder roten . . .